Hallo ihr Lieben!
Nachdem ich jetzt bereits meine dritte Hochzeitstorte gebacken hab, hab ich mir überlegt, dass ich euch von meinen Erfahrungen berichte.
Voretztes Jahr im Mai hat meine Schwester geheiratet und ich hatte die Ehre ihre Trauzeugin zu sein. Die Hochzeit war wirklich traumhaft, das Wetter war schön, das Essen lecker und alle gut drauf.
Meine „Backkünste“ waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit fortgeschritten, daher hatte meine Schwester die Hochzeitstorte bei unserem Lieblingsbäcker bestellt. Seit Jahren gehen wir regelmäßig in das Bauerncafé um die leckersten Torten zu essen und bei einem Milchkaffee zu quatschen. Schlechten Kuchen hatten wir dort noch nie gegessen.
Als wir am Tag der Hochzeit aber die Torte aus dem Kühlhaus holten traf uns fast der Schlag. Die fünfstöckige Torte stand auf einer Etagere und die oberen Stockwerke liefen auseinander. Der Fondant löste sich auf und tropfte an den Seiten runter. Die Böden waren ganz aufgeweicht und überall tropfte es. Wir haben die Flüssigkeit vorsichtig weggetupft und gehofft, dass der Schlamassel nicht allzu sehr auffallen würde. Ziemlich bemerkenswert fand ich, dass meine Schwester total ruhig blieb und das ganze sehr gelassen sah. „Vielleicht bringt’s ja Glück“ und „Solange es noch schmeckt“ waren ihre Kommentare dazu. Die Torte war trotz allem sehr lecker. Im Bauerncafé sagte man uns später, dass alle Torten von diesem Tag misslungen seien und keiner so richtig wüsste wieso.
Als es nach Mitternacht daran ging den Brautstrauß zu werfen stand unsere gemeinsame Freundin Patricia in der ersten Reihe. Sie hat den Strauß gefangen und grinste über beide Ohren. Im Anschluss wurde auch das Strumpfband geworfen und wie im Film fing natürlich ihr Freund das Band.
Ein paar Monate später folgte dann auch der Antrag und die Planungen für die Hochzeit im Juni gingen los. Als wir Ende vorletzten Jahres mal wieder in „unserem“ Bauerncafé saßen, fragte Patricia mich, ob ich ihre Hochzeitstorte backen würde. Ich war erst mal ziemlich sprachlos und wusste nicht, ob ich mir das zutrauen sollte. Sie sagte zu mir, dass man (wie man ja an der Torte meiner Schwester sehen konnte) alles Geld der Welt für eine Torte ausgeben könne und sie am Ende nicht schmeckt, weg läuft oder umfällt. Bei mir wisse sie, dass meine Torten immer schmecken und selbst wenn sie wie ein Unfall aussieht, könnte sie immer noch sagen, dass die Torte was besonderes war, weil eine liebe Freundin sie gebacken hat. Als sie mich mit großen Augen ganz erwartungsvoll ansah, konnte ich einfach nicht nein sagen.
Die Planung
Wir fingen also an die Torte zu planen. Als wir uns auf drei Etagen geeinigt hatten (sie hat mit etwa 60 Gästen gerechnet), wurden die verschiedenen Böden und Füllungen diskutiert. Ich hab die beiden zum Probe-Essen zu mir eingeladen und kleine Cupcakes aus Wunderkuchen mit verschiedenen Toppings gemacht. Die Vorgabe war, dass es fruchtig, am liebsten irgendwas mit Beeren und nicht zu schwer sein sollte, keine Buttercreme und keine Sahne. Damit fiel ja schonmal einiges an Füllungen weg. Meine Freundin ist außerdem Vegetarierin und hat eine Unverträglichkeit gegenüber Milch. Es liegt aber nicht an der Laktose also reichten die laktosefreien Produkte nicht, sondern Sojajoghurt musste her.
Nach längerer Diskussion und nachdem mich meine Freundin ein bisschen in den Wahnsinn getrieben hat („Dunkle Böden sehen nicht schön aus, wir können nichts mit Schoko machen!“ oder „Ich mag zwar kein Gelee aber können wir was mit Gelee machen? Das sieht doch besser aus!“) konnten wir uns letztendlich einigen. Wegen der Stabilität sollte es unten eine weiße Sachertorte mit Johannisbeergelee geben (normale ging ja nicht, wegen der Farbe…), in der Mitte ein Vanille-Wunderkuchen mit Erdbeer-Joghurt-Füllung und oben ein Vanille-Wunderkuchen mit Himbeer-Joghurt-Füllung.
Für die Deko hatten die beiden sich vorgestellt, dass die Torten direkt aufeinander gestapelt werden, komplett weiß eingedeckt werden und an einer Seite ein „Wasserfall“ aus Beeren runter läuft.
Als es um die Größe ging, habe ich mich im Internet umgesehen. Ich hatte bisher noch keine Torte für so viele Leute gebacken und konnte die benötigten Größen sehr schwer abschätzen. Google hat mich auf die Seite von „Emi’s Backformenladen“ geschickt, wo man eine ganz tolle Aufstellung findet, welcher Durchmesser wie viele Tortenstücke ergibt. Ich habe mit für 35cm, 30cm und 26cm entschieden womit man nach dieser Aufstellung auf 68 Stücke kommt (ganz nach dem Motto: lieber zu viel als zu wenig ;)). Ich kann hier schon mal vorgreifen und sagen, dass es viiiel zu viel war, da einige Leute sich ein Stück geteilt haben und manche Gäste noch viel zu satt vom Buffet waren!
In den Wochen vor der Hochzeit habe ich schon alles unverderbliche besorgt. Neue Backformen, eine Tortenplatte, Kappa-Platten für die einzelnen Etagen, eine Menge Fondant, noch viel mehr weiße Schokolade, etc.
Meine Freundin hat sich über daWanda einen echt tollen Caketopper mit dem Ehenamen bestellt. Nicht so kitschig wie eine von diesen kleinen Figürchen und auch später noch nett im Regal anzusehen!
In der Woche vor der Hochzeit habe ich mir Urlaub genommen und wurde ganz schön nervös.
Mein Zeitplan
Mittwoch: Einkaufen und Böden backen, abends die Sachertorte mit Marmelade füllen und die Ganache zubereiten
Donnerstag: Vormittags die Torten füllen und Nachmittags mit Ganache einstreichen
Freitag: Vormittags zur Standesamtlichen Trauung, Nachmittags mit Fondant eindecken und abends vor Ort zusammen setzen und mit Beeren verzieren
Wie es wirklich abgelaufen ist
Mittwoch: Einkaufen und Böden backen (so weit so gut), abends feststellen, dass die Sachertorte nicht durch ist und alles auseinander bricht, langsam aber sicher in Panik geraten, schnell noch Ganache machen
Donnerstag: Vormittags nochmal einkaufen und Sachertorte erneut backen, nachmittags Torten füllen, abends Sachertorte mit Marmelade einstreichen, nachts alle Torten mit Ganache einstreichen
Freitag: PANIK!!! Schnell zum Standesamt, danach die Torten eingedeckt (meine Aaaaarme taten weh!), schnell geduscht und ohne Nagellack und ohne vernünftige Frisur zur Hochzeit, die Torte gestapelt (puh, hält!), versucht die Beeren mit Buttercreme anzubringen: scheiße, fällt alles runter! Erstmal also nur ein paar Beeren angebracht und ins Kühlhaus geschoben. Danach hab ich mir erst mal ein paar Gläschen Hugo getrunken! Als es Zeit für die Torte war hab ich schnell noch einige Beeren angebracht und den Topper auf die Torte gestellt. Wirklich zufrieden war ich mit der Verteilung der Beeren nicht aber besser ging es in dem Moment nicht.
Fazit: Allen hat es super geschmeckt, das Brautpaar war glücklich und zufrieden und ich mit den Nerven am Ende! Jedem, der eine Hochzeitstorte selber backen will, rate ich, genug Puffer einzuplanen, genug Zutaten im Haus zu haben und ruhige Nerven zu behalten. Dadurch, dass ich die Sachertorte komplett neu machen musste wurde ich total aus meinem Zeitplan geworfen und wollte zwischenzeitlich einfach alles hinwerfen und drei TK-Torten aufeinander stapeln. Sowas kann aber immer mal passieren und ist kein Weltuntergang (wie ich zurückblickend finde). Ich habe auch nicht damit gerechnet, wie anstrengend es ist, drei Tage lang fast ohne Unterbrechung in der Küche zu stehen. Nachdem ich schon zwei Tage lang eine Menge Mehl untergehoben, Schokolade gehackt und die Torten mit Ganache eingestrichen hatte, fehlte mir Freitag schon fast die Kraft den Fondant geschmeidig zu kneten und dünn auszurollen. Ohne meine Küchenmaschine wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen!
Nachdem die Torte serviert war konnte ich den Abend endlich genießen und hatte viel Spaß. Wir haben eine Fotobooth improvisiert (also es gab Fotos und Zubehör aber keine Booth sondern nur eine Wand) und tausend Bilder gemacht, lecker gegessen, ganz viel getanzt, ein bisschen getrunken und zum krönenden Abschluss habe ich auch noch den Brautstrauß gefangen ;)
Die Hochzeit war wirklich ein gelungenes Fest und ich freue mich, dass meine Torte dazu beigetragen hat! Ich wünsche Patricia und Thomas alles erdenklich Gute für Ihre gemeinsame Zukunft!
2 comments
wow du bist ja der Wahnsinn!! Da wäre mir aber auch ganz schön die Muffe sausen gegangen, aber es hat ja am Ende doch noch alles super geklappt! :D Und die Torte ist wirklich wunderschön geworden :)
Liebe Grüße Kathi (Backwolke)
Danke liebe Kathi :)